ETHIKRAT ZU CORONA UND GESELLSCHAFT: Ehrliche Kommunikation ist wichtig

Von WELT Nachrichtensender
Veröffentlicht am 07.04.2020


es ist eine fülle an themen die uns im
augenblick beschäftigt einiges davon
wollen wir jetzt besprechen mit
professor peter dabrock er ist der
vorsitzende des deutschen ethikrats und
hält den lehrstuhl für systematische
theologie der universität
erlangen-nürnberg ich grüße ganz
herzlich grüß gott frau herr professor
die politik ist ja gerade in einer etwas
schwierigen situation man muss abwägen
was ist wichtiger der gesundheitlichen
schutz der bevölkerung oder das
überleben der wirtschaft nach welchen
kriterien sollte das geschehen und darf
man es überhaupt gegeneinander abwägen
oder aufrechnen
zwei fragen in einer ich glaube dass die
fragestellung nicht die richtige ist
weil es nicht auf der einen seite leben
ist und auf der anderen seite die
wirtschaft sondern wenn die wirtschaft
den bach runtergeht
und auch wenn das ganze soziale leben so
nicht mehr stattfinden kann
dann haben wir eben auch ein problem bei
dem es jetzt schon auch um leben gegen
leben geht also so einfach hier leben da
wirtschaft glaube ich es nicht
er war außer dieser anderen wir auch die
frage nach den kriterien und da glaube
ich muss man nicht nur immer das
zeitliche kriterium benennen sondern wir
müssen soziale und sachliche dimensionen
berücksichtigen und das wird mir derzeit
zu wenig getan
welche konkret welche sachlichen
kriterien und sozialen kriterien konkret
meinen sie bei den sachlichen kriterien
muss einfach und zwar auf beiden seiten
die wir gerade benannt haben immer
berücksichtigt werden was steht auf dem
spiel
also hier ganz konkret schaffen wir es
auf seiten der bekämpfung der korona
pandemie die kurve abzuflachen aber auch
auf der anderen seite besser sind die
kollateralschäden wenn wir das mit dem
schotter und so weiterführen wie wir es
bis jetzt tun und sozialleben auch auf
beiden seiten was bedeutet es wenn
beispielsweise in den pflegeheimen
menschen nicht mehr
werden können wenn sterbende nicht
begleitet werden können wenn menschen in
therapie nicht mehr ihre therapie
bekommen wenn familien aufeinander
hocken und die gewalt wie man jetzt
immer wieder hört in den familien
zunimmt wenn kinder sich nicht mehr so
entwickeln können wie sie es tun
all das sind soziale dimensionen das
muss man berücksichtigen und ich finde
es besser wenn die politik zunächst erst
diese sachlichen und sozialen fragen
überprüfen würde und daraufhin dann den
menschen mitteilen wie lange es zeitlich
dauert derzeit passiert ist andersrum es
wird uns immer irgendein zeitpunkt
genannt der sich weiter verschiebt und
dann kommt so hintendran irgendwann aus
denen den gründen ich glaube das muss
man umdrehen
herr professor aber wenn man es um dreht
wie will man es wie soll ich sagen ich
bin nennen aber wie will man es wirklich
greifen weil einiges von dem was sie
gerade genannt haben ist auf der
emotionalen schiene angesiedelt und da
komme ich ganz schwer dran mit echten
zahl mit echten fakten die aber
möglicherweise ja die bundesregierung
braucht um entscheidungen treffen zu
können ich manchmal den eindruck dass
man von der bevölkerung nicht so gut
denkt wie man von ihr denken könnte ich
glaube dass viele menschen
nachvollziehen können wenn die politik
ehrlicherweise an der stelle sagt das
ist eine krise eines solchen ausmaßes
wie wir es bisher noch nicht gekannt
haben wir geben unser bestes und ich
glaube das tut die politik auch gerade
und wir versuchen sozusagen eine
operation am offenen herzen und das
berührt uns übrigens auf beiden seiten
bekämpfung corona und dieser shutdown
berührt uns auch emotional ich glaube an
der stelle also die ehrlichkeit das zu
kommunizieren dass man unter
unsicherheit agiert aber das beste geben
wird das scheint mir besser zu sein als
den eindruck zu erwecken wir regieren
jetzt mit harter hand von oben durch und
dann muss man am ende aber doch immer
wieder korrekturen durchführen die
diesem image wir haben alles im griff so
wieder laufen dann lieber von anfang an
mitteilen es ist wahnsinnig schwer und
wir agieren unter unsicherheit
herr professor die bundeskanzlerin hat
gestern noch einmal deutlich gemacht im
hinblick auf die anstehenden
osterfeiertage was sie von den deutschen
erwartet nämlich sich daran zu halten
dass wir nach möglichkeit soziale
kontakte eben außen vor lassen dass wir
bei uns bleiben dass wir auf den versuch
bei den eltern auf den besuch bei den
eltern und großeltern verzichten sie als
theologe was machen wir also mit einem
osterfest dass wir nicht mit den
liebsten so feiern dürfen wir es gewohnt
sind auch das ist sehr gute frage ist in
der tat so
selbst in kriegszeiten wurde ostern
gefeiert
jetzt muss man ostern für die die daran
glauben im kämmerlein mit den sein
feiern ostern findet statt es wird nicht
gefeiert
mit blick auf diese verschärften
ermahnungen zur ausgangs schränken dort
würde ich tatsächlich sagen sehen wir
doch worum es geht es geht darum dass
man anderen mit denen man nicht in
häuslicher gemeinschaft lebt nicht zu
nahe kommt und den eindruck zu erwecken
man darf nicht einmal das haus verlassen
man darf nicht mal mehr in irgendeinen
park hineingehen man schließt die
parkanlagen da frage ich mich ob das
auch im sinne eines umfassenden
gesundheits begriffs und auch mit blick
auf das ineinander miteinander in der
gesellschaft ob das nicht
kontraproduktiv ist ich glaube alle
haben begriffen es geht darum dass man
distanz hält zu denjenigen mit dem man
nicht sowieso zusammenlebt und wenn man
das überdehnt dann glaube ich kann man
menschen demotivieren wie man dem
motivieren kann wenn man einfach immer
nur zeitangaben nimmt und die dann im
abo verschiebe ich glaube die leute sind
sehr stark solidarität bereit aber das
muss auch dann immer transparent
kommuniziert werden man muss die leute
auch überlegen mit überlegen lassen
wir haben sehr viel potenzial für
kreative ideen in der gesellschaft und
das muss man eben da muss die politik
keine angst haben
professor da brauche ich bedanke mich
für dieses gespräch und dass sie ihre
gedanken hier mit uns in unseren
zuschauern geteilt haben bleiben sie
gesund
danke gleichfalls danke

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