DIE GANZE CORONA-REDE: Steinmeier ruft zu Geduld und Solidarität in Corona-Krise auf
guten abend liebe mitbürgerinnen und
mitbürger in wenigen stunden beginnt das
osterfest draußen er blüht die natur und
wir sehen uns hinaus ins freie und zu
einander zu lieben menschen familie und
freunden
so waren wir es gewohnt so gehörte es
dazu
doch dieses jahr ist alles anders
es tut weh auf den besuch bei den eltern
zu verzichten großeltern zerreißt es das
herz nicht wenigstens an ostern die
enkel umarmen zu können und viel mehr
noch es anders in diesem jahr kein
buntes gewimmel in parks und
straßencafés für viele von ihnen nicht
die lang ersehnte urlaubsreise für
gastwirte und hoteliers kein sonniger
start in die saison und für die
gläubigen kein gemeinsames gebet und für
uns alle die bohrende ungewissheit wie
wird es weitergehen
ausgerechnet an ostern dem fest der
auferstehung wenn christen weltweit den
sieg des lebens über den tod feiern
müssen wir uns einschränken einschränken
damit krankheit und tod nicht über das
leben siegen
viele tausend sind gestorben
bei uns im eigenen land und in bergamo
im elsass in madrid new york und vielen
anderen orten auf der welt die bilder
gehen uns nah wir trauern um die die
einsam sterben wir denken an ihre
angehörigen die nicht einmal gemeinsam
abschied nehmen können und wir danken
den unermüdlichen lebensrettern im
gesundheitswesen so sehr unser aller
leben auf dem kopf steht
so denken wir insbesondere an die die
die krise besonders hart trifft die
krank oder einsam sind die sorgen haben
um den job um die firma die freiberufler
die künstler denen einnahmen wegbrechen
die familien die alleinerziehenden in
der engen wohnung ohne balkon und garten
die pandemie zeigt uns ja wir sind
verwundbar
vielleicht haben wir zu lange geglaubt
dass wir unverwundbar sind dass es immer
nur schneller höher weiter geht
aber das war ein irrtum die krise zeigt
uns allerdings nicht nur das sie zeigt
uns auch wie stark wir sind worauf wir
bauen können
ich bin tief beeindruckt von dem
kraftakt in unser land in den
vergangenen wochen vollbracht hat noch
ist die gefahr nicht gebannt aber schon
heute können wir sagen jeder von ihnen
hat sein leben radikal geändert jeder
von ihnen hat dadurch menschenleben
gerettet und rette täglich mehr
es ist gut dass der staat jetzt voll
handelt in einer krise für die es kein
drehbuch
ich bitte sie auch alle weiterhin um
vertrauen denn die regierenden im bund
und ländern wissen um ihre riesige
verantwortung
doch wie es jetzt weitergeht wann und
wie die einschränkungen gelockert werden
können darüber entscheiden nicht allein
politiker und experten sondern wir alle
haben das in der hand durch unsere
geduld und unsere disziplin gerade jetzt
wenn es uns am schwersten fällt den
kraftakt den wir in diesen tagen leisten
den leisten wir doch nicht weil eine
eiserne hand uns dazu zwingt sondern
weil wir eine lebendige demokratie mit
verantwortungsbewussten bürgern sind
eine demokratie in der wir einander zu
trauern auf fakten und argumente zu
hören vernunft zu zeigen das richtige zu
tun
eine demokratie in der jedes leben zählt
und der es auf jede und jeden ankommt
vom krankenpfleger bis zur
bundeskanzlerin vom expertenrat der
wissenschaft bis zu den sichtbaren und
unsichtbaren stützen der gesellschaft an
den supermarktkassen am lenkrad von bus
und lkw in der backstube
auf dem bauernhof oder bei der
müllabfuhr so viele von ihnen wachsen
jetzt über sich selbst hinaus ich danke
ihnen dafür
und natürlich weiß ich wir alle sehnen
uns nach normalität
aber was heißt das eigentlich nur
möglichst schnell zurück in den alten
trott zu alten gewohnheiten nein die
welt danach wird eine andere sein wie
sie wird das liegt an uns lernen wir
doch aus den erfahrungen den guten wie
den schlechten die wir alle jeden tag in
dieser krise machen
ich glaube wir stehen jetzt an einer
wegscheide schon in der krise zeigen
sich die beiden richtungen die wir
nehmen können entweder jeder für sich
ellbogen raus hamstern und die eigenen
schäfchen ins trockene bringen oder
bleibt das neu erwachte engagement für
den anderen für die gesellschaft bleibt
die geradezu explodierende kreativität
und hilfsbereite bleiben wir mit dem
älteren nachbarn den wir beim einkauf
geholfen haben in kontakt schenken wir
der kassiererin und den paketboten auch
weiterhin die wertschätzung die sie
verdienen mehr noch erinnern wir uns
auch nach der krise noch was
unverzichtbare arbeit in der pflege in
der versorgung in den sozialen berufen
in kitas und schulen was sie uns
wirklich wert sein muss und helfen die
die es wirtschaftlich gut durch die
krise schaffen denen wieder auf die
beine
die besonders hart gefallen sind und
suchen wir auf der welt gemeinsam nach
dem ausweg oder fallen wir zurück in
abschottung und alleingänge teilen wir
doch alles wissen und alle forschung
damit wir schneller zu imker von
therapien gelangen und sorgen wir
in einer globalen allianz dafür dass
auch die ärmsten länder zugang haben die
länder die am verwundbarsten sind
nein diese pandemie ist kein krieg
nationen stehen nicht gegen nationen
soldaten nicht gegen soldaten sondern
sie ist eine prüfung unserer
menschlichkeit
sie ruft das schlechteste und das beste
in den menschen hervor
zeigen wir einander doch das beste in
uns und zeigen wir es bitte auch in
europa deutschland kann nicht stark und
gesund aus der krise kommen wenn unsere
nachbarn nicht auch stark und gesund
werden diese blaue fahne hier steht
nicht ohne grund dort 30 jahre nach der
deutschen einheit 75 jahre nach dem ende
des krieges sind wir deutsche zur
solidarität in europa nicht nur
aufgerufen
wir sind dazu verpflichtet solidarität
ich weiß das ist ein großes wort aber er
fährt nicht jeder und jede von uns
derzeit ganz konkret ganz existenziell
was solidarität bedeutet mein handeln
ist für andere überlebenswichtig bitte
bewahren wir uns diese kostbare
erfahrung die solidarität die sie jetzt
jeden tag beweisen die brauchen wir in
zukunft um summieren
wir werden nach dieser krise eine andere
gesellschaft sein
wir wollen keine ängstliche keine
misstrauische gesellschaft werden aber
wir können eine gesellschaft sein mit
mehr vertrauen mit mehr rücksicht und
mit mehr zuversicht ist das
selbst an ostern zu viel der guten
hoffnung
über diese frage hat das virus keine
macht darüber entscheiden allein wir
selbst vieles wird in der kommenden zeit
sicher nicht einfach aber wir deutschen
machen es uns ja auch sonst nicht immer
einfach wir verlangen uns selbst viel ab
und trauen einander viel zu wir können
und wir werden auch in dieser lage
wachsen
frohe ostern alles gute und geben wir
acht aufeinander
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