Corona-Krise: Die Risiken der Lockerungen | ZDFspezial vom 17.04.2020
[Musik]
der einzelhandel in vielen bundesländern
fiebert dem montag entgegen
dann treten die ersten lockeren und
kraft viele ladeninhaber mitarbeiter und
kunden freuen sich auf den kleinen
lichtblick am horizont doch anderen
menschen bereitet genau dies auch große
sorgen denn sie gehören zur risikogruppe
und damit herzlich willkommen zum zdf
spezial erste lockerungen in zwei tagen
wird es sie geben
doch gleichzeitig gibt es kritik aus
ganz unterschiedlichen gründen zu
vorsichtig rufen teile der wirtschaft
die sich deutlich mehr gewünscht hätten
aber es gibt auch menschen die das
völlig anders sehen aus ihrer sicht
können die lockerungen nicht vorsichtig
genug sein denn sie haben angst um ihre
gesundheit
jasmina woco und andreas klinner
berichten ich laufe 23 400 meter maximal
und muss dann wirklich pause machen es
selbst das pferd von der weiden für mich
super anstrengend ist so kleine
tätigkeiten und gesunder menschen und
ich möchte darüber nachdenken muss
ich bin nie erlangt ich bin 22 jahre alt
und ich bin mit einem herzfehler zur
welt gekommen weshalb ich auch eine
lungenkrankheit bekommen war durch ihre
krankheit muss nia ohnehin viel zeit zu
hause verbringen
und gerade jetzt besonders aufpassen
unter dem hashtag risikogruppe macht sie
auf ihre situation aufmerksam
denn nicht nur ältere menschen sind vom
virus bedroht
wir sind ja so viel mehr menschen die
das angeht und auch noch so viel jünger
auch wenn man uns das gar nicht ansieht
das ist glaube ich das problem dabei das
man nicht denken würde dass wir so krank
sind dass bund und länder erste
lockerungen beschließen zunächst laden
und bald auch wieder schulen öffnen
sieht er mit gemischten gefühlen
ich hoffe halt einfach das immer noch
weiterhin die regeln aufrecht erhalten
bleiben und das trotzdem nicht
menschenmassen sich treffen dürfen also
dass immer noch wenig leute sich treffen
dürfen und dass das auch konsequent
weiterhin durchgesetzt wird
auch sina wolf gehört zur risikogruppe
die 19 jährige hat seit ihrer kindheit
spinale muskelatrophie ihre
lungenfunktion ist dadurch stark
eingeschränkt nicht trifft drängen kann
es für mich das ende bedeuten und 19
jahren ganz bestimmt noch nicht unter
der erde wiegen sollen jetzt in der
pandemie darf sie noch mit niemandem
außer ihrer familie kontakt haben
doch auch wenn sie selbst sich streng
isoliert ein restrisiko bleibt mit dem
alle in der familie zu kämpfen haben
die größte angst ist dass ich diesen
virus mit nach hause bringen und dass
wir jede situation erleben wo wir auf
einmal feststellen müssen wie wir können
es nicht handeln und auch so wie es
momentan ausschaut auch ärzte können
dessen ende
aktivitäten die für sie nass gesundheit
wichtig sind fallen in diesen zeiten weg
physiotherapie oder spaziergänge viele
risikopatienten sind auf unterstützung
von außerhalb auf sogenannte assistenzen
angewiesen
petra strack die auch eine spinale
muskelatrophie hat kennt das dilemma die
studierte personalmanagerin vermittelt
selbst assistenzen die schrittweisen
lockerungen kann sie nachvollziehen
die wirtschaft müsse schließlich am
laufen gehalten werden andererseits
wachse so die infektionsgefahr für
risikogruppen das sieht man das ähnlich
sie selbst hofft einfach auch mehr
rücksicht auch wenn sich die infektions
lage weiter entschärft ich bin ja jetzt
schon von der empathie anderer menschen
abhängig
also ich kann ja alleine dagegen gar
nichts machen das wollen wir noch weiter
vertiefen und zwar mit raul krauthausen
aktivist für inklusion und
barrierefreiheit der mir jetzt per skype
zugeschaltet ist guten abend herr
krauthausen guten abend hallo
wie hat das corona virus in den
vergangenen wochen denn ihr eigenes
leben verändert also bei mir hat wird
jetzt normal würde ich sagen auch
eingeschlagen
ich bin jetzt auch im raum opels seit
wochen gehen so weit es geht kaum raus
und hab schon lange keine freunde mehr
gesehen teile der wirtschaft kritisieren
ja jetzt dass die lockerungen zu gering
sind und auch der chef der
bundesärztekammer sagte heute er hätte
sich mehr vorstellen können
wie sehen sie die lok rogen als teil der
risikogruppe also ich habe schon den
eindruck dass hier besonnen vorgegangen
wird
ich warne aber gerade so ein bisschen
davor dass wir zu schnell mit den
lockerungen
weitermachen bald dann haben wir
natürlich die gefahr laufen dass wieder
ein großteil der menschen sich
infizieren können
und wenn wir dann wieder die ganzen
maßnahmen einleiten müssen dann glaube
ich wird das vertrauen der bevölkerung
und auch die umsetzung dieser dieses
locker und ein zweites mal noch
schwieriger werden nun hat
bundeskanzlerin angela merkel diese
woche gesagt dass gruppen die besonders
gefährdet sind mit besonderen
schutzmaßnahmen bedacht werden müssen
oder sie sozial zu isolieren
gelingt das bisher in ihren augen oder
müsste da mehr passieren auch von seiten
der politik
ich begrüße das was die kanzlerin gesagt
hat weil nahm es wäre auf jeden fall
sehr schwer hat mit der paparazzo
vereinbaren bei einem bestimmten teil
der bevölkerungsgruppe zu isolieren nur
damit der dritte teil der bevölkerung so
weitermachen kann wie bisher
letztendlich ist es auch so dass die
meisten menschen mit behinderung in der
lage sind selbst zu entscheiden ob es
für sie ein größeres risiko darstellt
oder nicht was auf jeden fall fehlt sind
schutzmaßnahmen weitere tests
flächendeckende tests und vor allem
ausreichende schutzkleidung und auch
medikamente die inzwischen in einigen
teilen deutschlands glocken
sie haben sicher mit dem hashtag
risikogruppe im internet dafür ein
gesetz auf die besondere situation zb
auch von menschen mit behinderungen
hinzuweisen hat das schon irgendwelche
erfolge gezeigt ich denke wir haben auch
wir ein bewusstsein dafür geschaffen
dass wir nur gemeinsam durch diese zeit
gehen können indem wir alle versuchen
durch physical systems inc uns nicht
weiter gegenseitig anzustecken und wir
haben den generalen menschen in
deutschland also zb auch menschen mit
behinderung zu denen ich gehöre ein
gesicht gegeben und da auch gesagt dass
auch wir zu diesen risikogruppen leuten
gehören und nicht nur die sogenannten
alten menschen
es funktioniert ja aber nur wenn wir
alle gemeinsam drin bleiben um später
alle gemeinsam raus zu gehen
wenn dann die ganze zeit durch uns aber
nicht in dem nur einen teil zu hause
bleibt vielen dank herr krauthausen für
das gespräch dank nicht schön haben das
interview haben wir aufgezeichnet die
risikogruppe ist überall das kann
menschen mit behinderung betreffen oder
ältere die werden ja besonders
oft genannt doch auch teile der
bevölkerung mit vorerkrankungen können
dazu gehören nicht jedem ist es direkt
anzusehen und manche menschen wissen
vielleicht auch selbst gar nicht dass
sie gefährdet sind als andere
welche vorerkrankungen ein problem sein
können zeigen bürger tage und christina
pfersdorf theoretisch wäre die
sogenannte risikogruppe in deutschland
sehr groß zum beispiel fast 18 millionen
menschen über 65 12 millionen raucher 7
millionen diabetiker und 8 millionen
asthmatikern hinzu kommen unzählige
menschen mit anderen vorerkrankungen wie
viele menschen tatsächlich gefährdet
sind lässt sich schwer beziffern
denn nicht jeder asthmatiker nicht jeder
diabetiker ist gleich ein risikopatient
sind diese menschen nämlich medikamentös
gut eingestellt und haben keine weiteren
begleiterkrankungen sind sie nicht
gefährdete als gesunde
gefährlich wird es dann wenn bei diesen
patientengruppen die infektanfälligkeit
steigt das kann zum beispiel bei
schlecht eingestellten zucker werden
passieren
oder wenn aus den unterschiedlichsten
gründen die schleimhaut in den atemwegen
angegriffen ist so tragen auch raucher
ein erhöhtes risiko
menschen mit herz kreislauf erkrankungen
gehören auf jeden fall zur risikogruppe
denn ihr herz kann durch eine
zusätzliche infektion stark geschwächt
werden
krebspatienten jannik chemotherapie
machen gehören zur risikogruppe und auch
menschen die spezielle medikamente gegen
autoimmunerkrankungen nehmen müssen da
es noch keine medizin gibt kann nur das
eigene immunsystem cupid 19 besiegen um
die risikogruppe zu schützen werden wir
also noch lange zeit auf abstand gehen
müssen
darüber wollen wir sprechen mit
professor clemens wentner chefarzt an
der münchen klinik schwabing guten abend
herr wendler und am fuß immer man in
ihrer klinik lagen die ersten corona
patienten deutschlands was ist ihre
erfahrung welche vorerkrankungen sind
besonders problematisch ich glaube
insbesondere patienten mit schweren
lungenerkrankungen können einen schweren
verlauf haben
es gibt nicht die erkrankung es sind
erfolgs erkrankung diabetes zum beispiel
aber ich glaube die lunge krank und herz
kreislauf erkrankung dass es wichtig und
natürlich auch patient mit einer
immunsuppressiven also ein unterdrücken
immunsystem zum beispiel aufgrund einer
tumorerkrankung oder eines schweren
räubers bundesgesundheitsminister sparen
spricht heute von einem erfolg und sagt
der korona ausbruch sei wieder
beherrschbar
merken sie dass aktuell auf ihrer
station wir freuen uns dass die
infektionszahlen rückläufig sind und wir
sehr viele patienten als genesen
entlassen können
wir sehen das auch in unserem zentrum
dass wir nicht mehr ganz so viele
patienten neu aufnehmen aber wir haben
immer noch sehr viel profit 19 patienten
ich denke das ist noch sehr dünn das
prinzip ist ja zart und wir müssen
weiter kämpfen weil wir auch noch viele
andere patienten mit nicht korrekt
erkrankungen unseren kliniken versorgen
müssen
das darf man nicht vergessen mit blick
auf die ersten lockerungen finden sie
die richtig zu vorsichtig oder hätte die
politik auch einen schritt weiter gehen
können ich bin dafür dass diese
lockerungen nur sehr graduell umgesetzt
werden sehr vorsichtig weil wir den
zeitvorsprung den wir in den letzten
wochen alle zusammen erarbeitet haben
nicht verspielen sollten
von daher ist es wichtig nur sukzessive
zu lockern
in bereichen die auch systemrelevant
sind also schon öffnungen vorsichtig etc
aber nicht mit einem schwung sozusagen
die leine wieder locker zu lassen weil
dann hätten wir einen effekt ein
bumerang effekt dass die erkrankung mit
19 wieder zurück ist und wir in den
kliniken dann auch probleme in der
versorgung bekommen könnten
vielen dank herr wendler bis hierher wir
sprechen gleich noch weiter wir wollen
jetzt aber erst mal auf einen fall
schauen den sie auch selbst betreut
haben
denn es gibt menschen die eigentlich gar
kein erhöhtes risiko tragen die dann
aber trotzdem schwer erkrankten
patienten die junge und vorher kern
gesund waren und plötzlich auf der
intensivstation liegen
das statistische risiko dafür ist zwar
gering doch es gibt diese ausnahmen also
man denkt immer mich jetzt nicht treffen
es ist ja weit weg beim belichten
intensivstation gelandet also ich hätte
nie gedacht dass mich so trifft und
beziehungsweise ich habe krone nicht
ernst genommen erroll akbulut 44 jahre
alt sportlich nichtraucher ohne
vorerkrankungen
er ist betriebsrat bei bmw und war im
kommunalwahlkampf für die spd mit dem
märz bekam er schüttelfrost und binnen
vier tagen keine luft mehr
es ging ja schlecht ich habe schmerzen
ganzer körper pre getan
es ist nicht atmen husten fieber
also wenn man alles zusammennimmt macht
es unmöglich geputzt das heißt sie haben
wirklich mit dem schlimmsten gerechnet
also ich war so weit dass sich sogar die
maske runterziehen heute bzw
gartenschläuche also es gab tage in der
intensivstation wo ich persönlich
aufgegeben hat um mich läger wieder
aufgebaut haben motiviert werden
zwölf tage war er absolut auf der
intensivstation seit zwei wochen ist er
wieder zu hause
langsam geht es aufwärts
also ich bin aus dem krankenhaus raus
und ich fühle mich seit vier tagen
wieder besser wo ich aufstehen kann aber
für mich sind immer noch treppensteigen
sage ich mal an der sterne was ist denn
ihre botschaft an all die die noch
gesund sind und dies vielleicht nicht
ganz so ernst nehmen wenn es einen so
erwischt
ich denke ich dass es ganz schnell böse
enden kann deswegen wollte man sehr
vorsichtig sein und wir regelungen
einhalten und darüber sprechen wir
weiter mit professor clemens rentner
warum kommt es dann auch bei jungen und
gesunden menschen zu so schweren
verläufen
ja wir verstehen das nicht in gänze aber
bei den patienten denen sie gezeigt
hatten
es war ein mensch der auch sehr viel in
der öffentlichkeit unterwegs war war
politisch oder ist politisch sehr
engagiert hat viele hände auch
geschüttelt und das in einer zeit wo
auch viele menschen aus skigebieten nach
den faschingsferien in münchen unterwegs
waren
also man sieht es kann auch sehr junge
sehr fitte patienten treffen das heißt
das abstandsgebot die hygiene hygiene
empfehlungen sind für alle wichtig und
nur so kann man sich auch ausreichend
schützen
wie oft gibt es denn solche fälle es
sind eher es ist eher selten dass junge
patienten so schwer betroffen sind wie
diese patient aber die ausnahmen
bestätigen auch hier die die regel und
es ist eine warnung dass man eben auch
an die ausgangs beschränkung sich halten
soll ein großer bevölkerung hat diese
perfekt gemacht und wir müssen alle noch
ein bisschen durchhalten
aber ich denke dann werden wir auch in
einigen wochen das gröbste geschafft
haben vielen dank herr wendler für das
gespräch sehr gerne das interview haben
wir kurz vor der sendung aufgezeichnet
und das war unser zdf spezial für heute
ich wünsche ihnen ein schönes wochenende
passen sie auf sich auf
[Musik]
0 Kommentare